Maik Priebe inszeniert die ins Hoffnungsvolle gespreizte Begegnung zweier Ehen, wie sie vom Schicksal aufgeladen sind und umeinander kreisend ihre Energie bis zur Notreserve verbrauchen, mit konzentriertem Blick auf die genaue Positionierung der Figuren. In stets unvollendet bleibenden Szenen, die wie mit dem Fallbeil zur Collage geschnitten sind, entsteht eine berstende Fassade, hinter der Anekdoten mit dem Elend zu kopulieren scheinen. Verklärte Erinnerungen an einen verwunschenen Ort, an dem man früher „beinahe gern“ war, werden weggewischt von zeitlos schmerzhafter Vermutung übers Unglück. Was war da los und warum? Nichts wird bewältigt, alles bleibt unheile Welt. Die Regie zeigt schon vor dem Mauerbau die alles überlagernde Ratlosigkeit, indem sie in der zerhackten Szenenfolge immer wieder Blanko-Bilder absoluter Leere auftauchen lässt, Dummy-Momentaufnahmen wie Muster von Weltuntergangsstimmung. Der Tod der Kinder, das wird klar, ist nur der Anlass, nicht der Kern der Beziehungs-Probleme.
Die Schauspieler müssen in diesem Rahmen nichts sonst sein als glaubwürdig. Schwer genug! Wie sie schüchtern die zerrissenen Fäden einer behaupteten Familien-Freundschaft aufnehmen, in hysterischem Optimismus „gute alte“ Zeiten herbeizitieren und aus dieser diffusen Harmonie-Beschwörung abstürzen – das erfordert im kleinen Seitenblick wie im großen Zusammenbruch absolutes Feingefühl ohne Theaterdonner. Das Nürnberger Ensemble (Elke Wollmann, Nicola Lembach, Thomas Klenk, Heimo Essl) bekommt das als differenziertes Gruppenbild sehr genau hin, hütet sich weitestgehend vor brüllenden Temperaments-Effekten. Die Mitleids-Falle schnappt selbst dann nicht zu, wenn das Quartett an der Rampe dicht am Publikum das Scheitern mit wässrigen Augen rekapituliert. Der Zuschauer, nah gekommen und doch nicht umarmt, wird mit dem letzten krachenden Blackout in die Wirklichkeit zurückgestoßen. Es gibt angenehmere Abende im Theater. Wahrhaftigere eher selten.