Maria-Alice Bahra hat für die Produktion in der Stuttgarter Nebenspielstätte Schauspiel Nord einen Raum geschaffen, der Roths bizarre Objektwelten aufgreift, aber nicht plump kopiert. Bahnschienen umschließen den Raum. In einem Kasten mit Gitterzaun sprechen die Schauspieler in Mikros, ziehen sich aus oder tasten sich in die wuchernde Sprache hinein. Der enge Raum soll wohl Roths Atelier rekonstruieren. Musiker Leo van Kann bearbeitet unermüdlich das Keyboard, spielt lässig mit Dada-Motiven.
Obwohl die Studenten mit Manja Kuhl und Christian Schneeweis aus dem Stuttgarter Ensemble in ihren Monologen überzeugen, geht das ambitionierte Projekt über eine Werkschau mit erheblichen Längen nicht hinaus. Anne Greta Weber tanzt und taumelt sich faszinierend in eine Explosion hinein, die allein in ihrem Kopf stattfindet. Erinnerungsfetzen an den Krieg, die den 1998 verstorbenen Roth zeitlebens gequält haben, kommen da stark zum Tragen. Durch eine gewisse Straffung hätte diese herausragende schauspielerische Leistung sehr gewonnen. Das gilt auch für Johannes Mays blutigen Rheinspaziergang. Da tritt der männliche Ich den Vater Rhein in die Seite und ergießt sich in Gewaltphantasien. Dabei haben Roths Texte poetische Qualitäten, die Philip Dechamps schön zum Tragen bringt: „In einer Zeit, in der das Wünschen nichts mehr helfen wird, liegt der Himmel, der durchsichtige Luftballon, um alles herum.“ Wie wichtig Sprachlosigkeit in Roths Texten ist, macht Franziska Benz mit ihrem wunderbaren Befreiungskampf aus einer Schwimmweste erfahrbar. Ihr verzweifeltes Um-sich-schlagen spiegelt den subversiven Duktus des Objektkünstlers.