Deshalb lohnt es auch nicht, hier die arg verschwurbelte und verschlungene Handlung nachzuerzählen, die sich – in einem der vielen Kriege, die das russische Zarenreich und das türkische Osmanenreich einander geliefert haben – um den russischen Leutnant Wladimir dreht, der eine gewisse Neigung dazu hat, seiner jeweiligen Geliebten als Frau verkleidet, eben als „Fatinitza“, nachzustellen. Dass dieser Wladimir eine Hosenrolle für eine Mezzosopranistin ist, ergibt dann jenen schon von Mozarts Cherubino im „Figaro“ bekannten doppelten Geschlechtertausch, der in Mainz auch tatsächlich einmal zitiert wird, und den Richard Strauss dann 35 Jahre nach der „Fatinitza“-Uraufführung im „Rosenkavalier“ so viel geistreicher parodieren sollte. Doch in Lydia Steiers Inszenierung bleiben all die pittoresken und tolldreisten Figuren, die da aufgeboten werden, nur trostlose Knallchargen, die einen keine fünf Minuten lang interessieren. Man hat den Eindruck, dass die Inszenierung an den Klischees, die sie ausstellen will, heillos kleben bleibt.
Dadurch war auch die an sich erfreuliche musikalische Seite der Sache getrübt. Florian Czismadia, der offenbar auch einige Nummern neu arrangiert hat, dirigiert mit Esprit und Sinn für Schmäh und Schmelz, Vida Mikneviciute ist eine hell perlende Lydia, Patricia Roach gibt Wladimir/Fatinitza einen vollklingenden Mezzo mit ins Bühnenleben, Thorsten Büttner ist ein agiler Kriegsreporter mit schlankem, kräftigem Tenor, Hans-Otto Weiß ein sonorer General, Alexander Spemann legt den Izzet Pascha als rheinischen Provinzdeppen auf die Bretter. Es hätte ein musikalisches Feuerwerk werden können. Aber leider hat die Regie die Lunte ins Wasser gelegt.