Ulrich Schulz lässt das in dichten, prägnanten Szenen ablaufen (Übertitel bringen keinen Text, nur den Kerninhalt der Szene), doch dann kommt ein Bruch. Denn während Abraham um seine Macht fürchtet und sie gleichzeitig beschwört, hat Sara eine List ersonnen: Ihre ägyptische Magd Hagar (Julie Martin du Theil), Hein nennt sie eine „Umsiedlerin“, soll des Königs Kind austragen. Doch diese Nagar kommt in kurzem Rock, Gummistiefeln und Eimer daher, später, schwanger, in leuchtend grüner Robe, plakativer als die anderen Figuren. Und Schulz lässt Videobotschaften einblenden: „Kein Sohn, kein Erbe, keine Sicherheit“ – was die Szenen längst klargemacht haben. Das Orchester grummelt Gefahr dazu und darein.
Die besonderen Bühnenkonstellation – das Orchester mit acht Streichern, zwei Schlagwerken und lauter Soloinstrumenten agiert auf der Bühne im Rücken der Sänger – macht zwei Dirigenten notwendig: Der musikalische Leiter Michael Wendeberg führt die Musiker, Jovan Mitic souffliert und dirigiert die Sänger aus der ersten Reihe. Beide halten die Szenen und Klänge fugenlos zusammen. Sidney Corbetts Musik scheint allerdings manchmal zu viel Respekt vor Heins Text zu haben. Zu klaren, melodiösen Gesangslinien setzt das Orchester nur vorsichtig Akzente, deutet mit Sirren und Schlägen Unheil an. Doch es gibt auch ein wunderbares Schlagwerk-Dialog zwischen rechter und linker Seite. Und wenn Abraham die Forderung nach seiner Absetzung mit wie Schläge gesetztem, wiederholten „Nie!“ abwehrt, gibt es dazu dunkel-treibende Musik, die aggressiver und jazziger wird, je mehr er die Ältesten beschimpft. Da überzeugt das 85 Minuten kurze Werk dann szenisch und musikalisch.