Regisseur Markus Heinzelmann steht wie gelähmt vor diesem umschnörkelten Konflikt-Angebot aus bewegten Standbildern. Er lässt sich nicht auf Nußbaumeders angebliche Horvàth-Nähe ein, verweigert also das verschärfende Fixieren von Wort und Tat, verbannt jegliche Tiefenbohrung im Künstlichkeits-Koma, bevorzugt den steifhüftigen TV-Realismus. Man steht da und redet, gelegentlich wie auf Kommando von krähenden Temperamentsausbrüchen durchgeschüttelt, aneinander hin. Für Irritation, zumindest Verwirrung soll die Aufhebung der Chronologie, die willkürliche Rückblende beim Plot-Abspulen sorgen. Dazu flimmern Bilder aus Wirtschaftswunderjahren im Hintergrund, der junge Wanderarbeiter (mit viel Emphase: Philipp Weigand) sendet Sehnsuchts-Monologe in die Heimat und schwenkt die Revoluzzerfahne gegen mafiöse Zustände, aber mehr als die eigene Recherche in der westfälischen Großschlachterei interessiert den Autor eben doch die Depression des krebskranken „Viehfahrers“. Stefan Lorch spielt ihn mit geschützter Melancholie, in der Naivität momentweise anrührend, jedoch meilenweit entfernt vom Skandal-Thema, das im Titel „Das Fleischwerk“ angekündigt ist. Das geht schlichtweg verloren im Gewimmel nachlässig angetippter Dramen und wird zur weiteren Behandlung ans Programmheft verwiesen. Wo es übrigens ganz gut aufgehoben ist. Am meisten gibt es dem Zuschauer zu denken, wenn auf der Bühne über den Köpfen der Arbeiter aus Rumänien und Bulgarien auf dem wechselnden Spruchband in Großbuchstaben mehrfach das Wort „SESSHAFT“ erscheint. Was da nicht alles an Assoziationen drinsteckt. Szenisch war kaum etwas davon zu sehen.
Christoph Nußbaumeder, zur Premiere angereist, muss wohl zufrieden gewesen sein mit der Aufführung. Er verbeugte sich inmitten des unterforderten Ensembles und bekam, naja, barmherzigen Beifall.