So kam wenig Rettung aus Verdis eigentlich fesselnder Musik. Die hätte die Szene dringend gebraucht. Regisseur Kovalik lieferte allen Gegnern sogenannten „Regie-Theaters“ durchgängig Stoff zur Ablehnung. Er verlegte die ohnehin sprunghafte Handlung mit ihrer schwierigen Vorgeschichte in eine Bürgerkriegsruine zwischen dem baskischen Guernica und Syrien. Doch Hermann Feuchters Einheitsbühnenbild erwies sich als Korsett, das die ganz modern sprunghaft wechselnden Schauplätze nur verunklärte – und Regisseur Kovalik deutete zusätzlich um. So war das einleitende Feldlager, in dem Truppenchef Ferrando die Vorgeschichte erzählt, ein faschistoides Festbankett, bei dem Leonora die Gäste mit Weintrauben bewarf, während dazu gleichsam surreal aus einem Beichtstuhl-artigen Wandschrank das Mädchen Azucena samt Mutter traten, dann deren Hexenverbrennung samt Kindsraub durch Azucena „erklärend“ vorgeführt wurden. Auch später kam es zu rauch-umwaberten surrealen Schrank-Auftritten. Leonora schwärmte dann am Tisch von ihrem Troubadour – der als greller Rock-Star auftrat, ohne dass das Duell mit dem Rivalen Luna und Manricos vermeintlicher Tod klar wurden. Bruchlos übernahm dann die Bankett-Gesellschaft den Zigeuner-Chor und stellte dazu als Abgrenzung die Tische zwischen sich und Azucena. Wer dann Manricos Rebellentruppe und wer Lunas Armee angehört, verwischte sich völlig. Zwar hoben sich Ruinenteile, um Platz zu schaffen. Dass dann zu Azucenas Erzählung von der Verbrennung der Mutter vorne eine Wand mit Heizkörper hochfuhr, blieb unverständlich wie vieles in der wirren Fülle. Aktionismus in Nebenhandlungen war wichtiger als Personenregie – und lieferte Argumente für Anhänger von „Reclam-Heftchen-Inszenierungen“. Schade – aber das Verdi-Jahr beginnt ja erst.