„Ich bin Uwe“, sagt ein nicht Uwe heißender Tänzer, travestiert schmalbrüstig und blond perückt einen Kontaktsucher, der eine vollbusige Blondine für sich gewinnen möchte. Ein weiterer Motionskünstler erbettelt mit „Free hugs“-Plakat im Parkett reale Umarmungen. Andere machen sich akrobatisch darüber lustig, in wirklich allen Lebenslagen telefonieren zu müssen. Oder beim Küssen weniger auf die zu liebkosenden Lippen zu achten als auf die mitfilmende Handykamera. Beim Pas de deux müssen Tanzpartner eine Scheiben wie einen Touchscreen zwischen sich halten, um darauf und nicht aneinander herumzufingern. Schmiegen sich doch mal zwei Körper aneinander, verknoten sie gleich hitzig-hektisch, umrankt von gierig tigerndem Gegrapsche. So geht das weiter: ein Assoziationsreigen bizarr banaler Alltagsszenen aus der Kommunikationswelt digitaler Medien. Erfrischend direkt. Frech plakativ. Und immer kritisch ironisch beleuchtet.
Zu recht beliebiger Musik: Hauptsache unter der sublimen Schönheit schwebender Sounds hämmert sanft ein Beat. Während die angenehm leere Bühne zunehmend mit hässlichen Netzwerk-Installationen verunstaltet wird. Dort klettern dann final alle traurig herum, jeder für sich, seelenmatt, gelangweilt. Großer Jubel! Für starkes Bilder- und weniger starkes Tanztheater. Das doch prädestiniert wäre, mit seiner Sprache aus Bewegungen, Gesten, Berührungen nicht nur abzubilden und zu belächeln, sondern hinter den Spiegel des eigenen Scheins zu gelangen. Ich ist ja immer ein anderer.