Im Grunde kommt die Inszenierung gut ohne Sprache aus. An zwei Stellen werden zwei Sätze über der Bühne projiziert. Aber die Performance der Schauspielerinnen (Gina Haller und Jing Xiang) ist viel zu spannend, als dass man den Text lesen will. Ihre Bewegungen lassen viele ästhetische Bilder entstehen, ihre Körper erzählen eine Geschichte, die sich allerdings nicht erschließt. Erwähnenswert auch die Gestik: Zu Beginn bewegen sie sich parallel, fast synchron. Sie kommunizieren kaum über Sprache, vielmehr über ihre Körper, über ihre Gefühle und ihre Mimik. Am Ende wird die Bewegungssprache individueller und die Performerinnen gehen ihre eigenen Wege, kommen dabei aber immer wieder zusammen, bleiben sich ähnlich.
Das Faszinierendste an der Inszenierung ist neben den herausragenden Performerinnen das Bühnenbild von Moïra Gilliéron, welches hauptsächlich aus Folie, Plastikstühlen, Spiegeln, einem Zelt und ganz viel Nebel besteht und dadurch etwas Mystisches sowie Futuristisches hat. Ohne diese beiden Komponenten hätte der Abend nicht viel zu erzählen. Nur hin und wieder gibt es einige interessante Dialoge. Während die eine etwa wiederholt gequält „Japan? China?“ fragt, antwortet die andere „Herne“. Dazu verkrampfen sich ihre Körper, sie zittern, sie werden malträtiert, sie sind diese Fragen und Vorurteile nicht gewohnt. Im Jahr 2069 ist alles anders und es peinigen sie die Wunden der Vergangenheit.
Die Bildschirme links und rechts von der Bühne werden kaum eingesetzt, nur am Ende werden auf ihnen Porträts der beteiligten Jugendlichen gezeigt. Am Schluss erklärt eine Stimme aus dem Off, worum es eigentlich geht, und fordert die Zuschauenden zum richtigen Handeln auf. Das ist mehr als ostentativ und als Schluss denkbar unpassend. Ebenso fragwürdig ist der Spielcharakter der Inszenierung: Zu Beginn starten die Performerinnen auf einem bestimmten Level. Sie müssen verschiedene Hindernisse in der Vergangenheit überwinden, um am Schluss ein Level höher zu steigen, was aber nur schwach abgesetzt wird. Knapp 55 Minuten dauert der Abend – da hätte man sich deutlich mehr Zeit nehmen dürfen.