Einmal tragen Teile des Bewegungschors brennende Hieroglyphen, dann wieder formiert man sich sachte zur trägen, ziellosen Menschenmasse. Auf den steilen Steinrängen der Bühne werden irgendwann undefinierbare Plastikteile aufgepumpt (mit reichlich Lärm nicht nur während leiser Stellen), die irgendwie an Genitalien, Gliedmaßen oder Felsen erinnern. Sehr amüsant war ein wackliges Ballett aus menschlichen Glühbirnen. Wirklich überzeugen konnte nur der Nilakt, hier kam trotz der hässlichen, eiskalten Hightech-Ästhetik Atmosphäre auf, weil die Bühne mit Wasser geflutet sowie mit sich räkelnden Statisten in Krokodilskostümen bevölkert war.
Neben den drei geplanten Pausen gab es eine Reihe von Unterbrechungen für den Umbau, was die Konzentration natürlich stark beeinträchtigte. Von den eigentlichen – religiösen, politischen und privaten – Konflikten des Stücks vermittelte sich (zu) wenig.
Immerhin sorgte Dirigent Omer Meir Wellber für schöne, ziemlich sanfte Klänge. Die kräftigen, brüchigen Stellen der Partitur integrierte Wellber in ein fein fließendes Orchesterparlando, das erst am Schluss kurzzeitig ins dramatischere Fach springen durfte. Roberto Tagliavini gab einen prächtig disponierten König, Hui He eine bis ins kleinste Detail präsente Aida, Giovanna Casollas Amneris war ihrer Konkurrentin beinahe ebenbürtig. Sehr gut auch Fabio Sartori als Radamès sowie Ambrogio Maestri als Amonasro und – mit geringen Einschränkungen – Adrian Sampetreans Ramfis.
Auch bei der gegen halb zwei Uhr früh beginnenden Premierenfeier wurde man übrigens noch von Fura-Ästhetik verfolgt. Zur Tischdekoration zählten aggressiv geometrische Blumentürmchen mit auffälligen Leuchtdioden.