Nicht historische Genauigkeit, nicht differenzierte Figurenzeichnung bestimmt Alice Buddebergs Inszenierung, sondern die Suche nach dem anthropologischen Kern von Machtgier und Blutrausch. Zu Beginn der Herrschaft von Richard II wirkt da manches noch sehr laut und aufgesetzt, doch nach und nach gewinnt nicht nur der infantile-selbstverliebte König von Daniel Breitfelder an Format. Die knappe, präzise und kurzzeitig verspielte Übersetzung hilft dabei, ein schlüssiges Spiel zu entwickeln, das im nüchternen Morden des jungen Heinrich V endet. Hajo Tuschy wandelt sich vom (homo-)sexuell ausschweifenden Träumer zum priesterlichen Machtmenschen, der die widerborstigen französischen Feinde mit dem blutbefüllten Feuerlöscher eben mal auslöscht, um anschließend um die Hand der Prinzessin anzuhalten – ein trauriges, tristes Ende. (Und so ganz anders als Kenneth Brannaghs sprachverliebten, heldenverehrenden Film.)
Das Bonner Spiel von drei einsamen Herrschern, die eher mitleidig als berauscht morden und morden lassen, zeichnet ein tristes Menschenbild. Der König ist nichts anderes als ein zentraler Spielmacher und dabei auch ein Narr. Die Toten aber stehen wieder auf, um in anderen Rollen weiterzuspielen und den Schuldigen zu verfolgen. Was leicht ein blutleeres Allegorienspiel werden könnte, fügt sich in diesem ersten Teil der Bonner “Königsdramen” zu einem schlüssigen Spiel.