Direkt aus dem Vorspiel von Goethes Faust kommen die zwei Erzengel und das Teufelchen, die sich beim Theater RambaZamba hinab auf die Erde begeben. Die Engel sollen, wie in Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, gute Menschen finden, um Gott von der strafenden Sintflut abzuhalten. Seit 25 Jahren gibt es das RambaZamba. Seine Schauspieler sind „behindert“, wie es einst hieß, während man heute neue, nicht abwertende Bezeichnungen wie „Menschen mit besonderer Begabung“ für die Schauspieler sucht, die mit dem Down Syndrom oder mit körperlichen Behinderungen geboren sind. RambaZamba macht Inklusionstheater, denn bei ihm spielen ganz selbstverständlich Schauspieler und „Behinderte“ zusammen. Die an Brechts Stück und dessen Spieltheorien orientierte Version von Regisseurin und Theatermitbegründerin und Leiterin Gisela Höhne macht schon im Titel „Der gute Mensch von Down Town“ klar, um welche Frage es geht: Kann man gut sein, obwohl man wegen seiner Krankheit nicht als voll verantwortlich gilt? Eine deutliche Antwort gibt es nicht, aber Szenen, in denen gezeigt wird, wie Menschen, die geistig und körperlich anders sind, sich anderen und einander offen zuwenden.
Die große Frage beschwert das wunderbar selbstverständliche Spiel dabei keinen Augenblick, auch wenn sie immer wieder im Spiel auftaucht. Didaktik und sinnliches Spiel vereinen sich bei RambaZamba auf erstaunliche Weise. Es gibt Sprechgesangs-Lieder, und es gibt viel Bewegung durch die Drehbühne auf der kleinen Spielfläche, die von Angelika Dubufé mit viel Flitter und einer Mülltonne ausgestattet wurde. Drei Musiker begleiten aus dem Hintergrund das Spiel, wobei Moritz Höhne mit immer neuen Instrumenten auch auf die Bühne vordringt. Aktualisierende Anspielungen werden nicht verschmäht: So weist man die Engel bei ihrer Unterkunftssuche mit dem Hinweis auf „Köln“ und mit Ängsten vor „Einreisen, Klauen, Vergewaltigen“ ab. Die Einwohner von Down Town werden zu Beginn von einer Betreuerin durch ein Bewegungsprogramm gejagt, das ihnen Kampfsport als Überlebenstraining abverlangt. Was gut gemeint, aber eine Entmündigung durch die Betreuerin ist. Mehrfach taucht im Spiel die Forderung nach Selbstbestimmtheit auf.