Die Regie von Christoph Mehler setzt auf ein schnelles körperbetontes Spiel, das sich nicht aus der Liebe, sondern allein aus der Geilheit speist. Entsprechend sexualisiert ist der Gestus dieser Inszenierung, die mit ihrem „Hähs“ und „Geil“ rüde scheinbar gegenwärtige Jugendslangs zitiert. Hier wird die eh schon von allen Romantizismen freie Übersetzung von Werner Buhss noch weiter verknappt und brutalisiert. Was sich auch in der Lautstärke dieser Inszenierung, die nur wenig leise Momente kennt, wo das Spiel zu sich selber kommen könnte, manifestiert: Wo keine Psychologie mehr notwendig ist, da müssen grelle Ausbrüche herhalten, mit Schreien und Greinen, was denn manchmal auch nur in trashigen Klamauk umschlägt, wenn z.B. David Dumas als Helena eine großen Grein-Solonummer abliefert.
Wenn denn sich der Wahnsinn der jungen Liebenden, der sich schon von Anbeginn der Raserei bedient, dem Höhepunkt nähert, fällt knallend ein Vorhang, auf dem surreal wirkende Bilder von Akten projiziert werden, die Seitenwände sind nun durchbrochen und von hinten strahlt ein starker Scheinwerfer Gegenlicht: Es tagt und die Liebenden werden vom Hofe im Wald entdeckt. Die Handlung scheint zu Ende, aber da wäre noch das Spiel von „Pyramus und Thisbe“ der Athener Handwerker mit einem von seiner transparenten Eselsmaske und überdimensioniertem Penisknüppel befreiten Zettel (David Dumas) als Zugabe. Und dann der Auftritt von Puck (Anton Koelbl), aber da ist kein „Wenn wir Schatten euch zu nahe kamen…“, sondern wieder nur ein stummes Anglotzen des Publikums.
Das „Glotzt nicht so romantisch“ (Brecht) hat Christoph Mehler dem „Sommernachtstraum“ wahrhaft ausgetrieben. Stattdessen gibt es das Spiel von der Geilheit des Begehrens in der hitzigen Atmosphäre einer Sommernacht.