Diese Karnevalskomödie erweist sich als Heidenspaß. Schon deshalb ist es unverständlich, dass die Oper des „Hauskomponisten“ Pietro Antonio Cesti (1623-1669) erst bei den 43. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik als Hommage zu dessen 350. Todestag herauskommt. In jüngerer Zeit gelangte „La Dori“ bisher nur in London (1983), New York (1990) und Arezzo (1999) zur Aufführung. Dabei wurde „La Dori“ nach der Uraufführung im Innsbrucker Hoftheater 1657 eine der erfolgreichsten Opern des 17. Jahrhunderts. Bekannt sind die enorme Zahl von 30 Produktionen und 27 Libretto-Ausgaben. Auf die Aufführung eines der 14 dokumentierten Prologe zu dieser Oper verzichtete man im Großen Haus des Tiroler Landestheaters allerdings: Nach drei kurzweiligen Stunden beendete lautstarker und einhelliger Jubel die Premiere der Innsbrucker Erstfassung.
Sexuelle Übergriffe machen hier nicht nur Ärger, sondern auch Spaß. Mit erlesenen Bildern und musikalisch formvollendet wird dieses starke Werk präsentiert wie in einem italienischen Kinderbuch: Sogar das Groteske ist immer elegant. So anstrengend wie die Lektüre der Inhaltsangabe auf vier eng bedruckten Seiten waren die Verständnisbarrieren der im Programmheft als „etwas abgedroschen“ kategorisierten Handlung zum Glück nicht. Babylonisch sind der Schauplatz und auch das Beziehungsgeflecht für 10 Sängerinnen und Sänger. Am Ende kriegen sich die Richtigen. Die nikäische Königstochter Dori heiratet ihren persischen Prinzen Oronte, der ägyptische Prinz Tolomeo bekommt Doris Schwester Arsinoe. Sand knirscht im Kommunikationsgetriebe, weil Dori ihrer Schwester nicht deren vorbestimmten Bräutigam wegnehmen will und deshalb an schweren inneren Konflikten leidet. Dori, die als persische und ägyptische Prinzessin quasi zwei Identitäten hat, tritt nach einer abenteuerlichen Akkumulation von Katastrophen als Sklave Alì auf, der in Arsinoe verliebte Tolomeo dagegen als attraktive Dame Celinda. Diese Oper macht nebenbei deutlich, woher die Volkstheater des Inntals mit einer Zeitverzögerung von 100 Jahren ihre von Kruditäten strotzenden Stoffe nahmen. Überdies ist „La Dori“ zufällig auch das luxuriöse Rahmenprogramm-Sahnefilet zur diesjährigen Sonderausstellung „Piraten und Sklaven im Mittelmeer“ auf Schloss Ambras.