Die Regisseurin Helen Malkowsky inszeniert keine märchenhaften Bilder. Alle Szenen spielen in einer verfremdeten Bibliothek zwischen Bergen aus Folianten. Das von Witolf Werner impulsiv und präzise geleitete Orchester sitzt im Bühnenhintergrund. Die Hauptrolle ist zweigeteilt. Vorne singt Melanie Kreuter meist direkt ins Publikum, eine ältere Alice mit vielen Zwischentönen. Während die Tänzerin Merle Große-Tebbe sich als ihr jugendliches Ich in die absurden Abenteuer stürzt. Dadurch kommt ein interessanter Aspekt ins Spiel. Alice ist hier nicht nur die Geschichte einer Heranwachsenden sondern auch der Versuch einer erwachsenen Frau, sich nicht im Altern zu verlieren, die Fähigkeit zum Träumen zu behalten. Das Bielefelder Ensemble bewältigt die großen Aufgaben, die diese Partitur stellt, grandios. Der ausgezeichnete Countertenor Andrew Watts war schon bei der Uraufführung vor vier Jahren dabei, neben ihm begeistert Daniel Billings als verrückter Hutmacher. Eine Familienoper ist „Alice in Wonderland“ nicht. Aber packendes, vielschichtiges, anspruchsvolles Musiktheater.