Immer noch gibt es keine Töne, obwohl eine kleine Combo im titelgebenden Kreis aus Stühlen des Bühnenbildes (Ausstattung: Elisa Limberg, Nina von Mechow) bereitsteht, gestapelte Stühle warten auf weitere Gäste. Dann hebt die Trommel an, rhythmische Bläsertöne kommen dazu, passend zum Text, die Oper spüre einen Rausch aus gefühlten Tönen. Den bringt die Sopranistin Yuka Yanagihara ins Spiel: hoch und dramatisch, von einem sehr tiefen E-Bass (Chris Dahlgren) begleitet. Das Ensemble um Regisseur Sven Holm, der zusammen mit Malte Ubenauf das Konzept entwickelt hat, was zu dieser ersten Oper passen könnte: ein gemeinsamer, heller Chor? Italienisches Singen und deutsches Sprechen? Ein elegischer oder ein wilder Tanz (Ichi Go)? Oder die gelassenen Tanzbewegungen eines Mannes, der zum bunten T-Shirt müllmannorangene Hosen trägt? Viele Fragen bleiben offen, müssen offenbleiben, wenn „Die Oper #1“ erprobt, wie die Klänge, in die Monteverdi das „Orfeo“-Thema setzte, entstanden sein mögen. Dazu erklingt natürlich seine Musik, aber viel mehr noch Jazz, swingend, heiter, aber auch wilder, auch mal ohrenbetäubender Freejazz.
Am Ende schließt sich der Kreis tatsächlich, denn die Schülerinnen und Schüler der „Chorischen Intervention“ kommen hinzu, eine Riesengruppe, die mit dem kleinen Ensemble diesen wundervoll fragenden, tastenden, suchenden Abend ausklingen lässt. Diesem ersten Teil, einer Koproduktion von Novoflot, DNT und Kunstfest, sollen zwei weitere folgen, bei den kommenden Kunstfesten. Zusammen mit dem vielgelobten Reenactment der Weimarer Verfassungsversammlung zur Eröffnung war das ein gelungener Start des neuen Leiters Rolf C. Hemke.