Szene aus "Reckless II" am Staatsschauspiel Dresden.

Fantasy-Saga in poetischen Bildern

Cornelia Funke: Reckless II – Lebendige Schatten

Theater:Staatsschauspiel Dresden, Premiere:31.10.2012 (UA)Vorlage:Robert KoallRegie:Sandra Strunz

Jacob wird von einer giftgrünen Würgeranke gefangengehalten, um ihn herum breakdancen Wölfe und bewachen ihn. Bis ein eleganter Ritter im Smoking mit seinem Degen die Tänzer mit Wolfsmasken vertreibt und den jungen Schatzjäger befreit. Solche Abenteuer muss Jacob immer wieder bestehen, bis er in der „Spiegelwelt“ an sein Ziel kommt. Und so abenteuerlich wie spannend ist denn auch die Inszenierung, in der mit „Reckless II – Lebendige Schatten“ nun auch der zweite Teil von Cornelia Funkes Fantasy-Saga seine bejubelte Uraufführung im Dresdner Staatsschauspiel erlebte.

Nachdem Jacob im ersten Teil „Reckless – Steinernes Fleisch“ seinen Bruder Will rettete, wird nun er vom Tode bedroht. Er muss in der „Spiegelwelt“ Kopf, Herz und Hand eines Ritters finden, um an die rettende Armbrust zu gelangen. Natürlich hat er einen Rivalen, Nerron (André Kaczmarczyk), der den Schatz ebenfalls an sich bringen will. Für diese Abenteuerreise zu Lande, Wasser und in der Luft hat Volker Hintermeier ein nüchternes Stahlrohrgestänge auf die Bühne des Großen Hauses gestellt, mit schrägen Stegen, auf denen man prima rennen und kämpfen kann. Das ganze ist mal Burg, mal Schiff – je nachdem, wohin die Schatzsuche Jacob Reckless (Christian Clauß) und seine Begleiterin, das Mädchen Fuchs (Julia Keiling), führt. Die hat Sandra Strunz für Zuschauer ab acht sehr klar und stringent, ohne falsche Effekte, aber mit viel Atmosphäre inszeniert. Um die Burg des Zwergen Valiant (Jan Maak) toben und tanzen groteske Gestalten mit ausgestopftem Hinterteil, bis Jacob lässig in die Szene springt. Über ihm schwebt eine große, gelbe Motte – so wie die, die Jacob als bedrohliches Mal auf der Brust trägt. Dann bringt die Drehbühne die Kehrseite, die Burg des Königs von Lothringen, herein – der will die Armbrust ebenfalls und schickt Nerron und seinen ewig kichernden Sohn Louis los.

Für diesen Wettlauf nach dem Schatz findet Sandra Strunz viele schöne, poetische Bilder. Da wird Prinz Louis von leuchtenden Händen gejagt und gewürgt. Das Gestänge wird zum nebelumwallten Friedhof und zur Gruft, in der im Fackelschein eine alte Rüstung aufleuchtet. Und über der Burg des Ritters Blaubart schweben hellleuchtend die Kleider der jungen Frauen, die er hierher entführte. Schließlich bringt Blaubart, der so aussieht wie er heißt, auch das Mädchen Fuchs hierher und natürlich wird sie, in einer rasanten Fechtszene, von Jacob befreit.

Sicher sind Buch und Stück mit einer „Nur gemeinsam sind wir stark“-Moral durchzogen. Aber hier wird sie nicht allzusehr betont, kommt in den zweieinhalb Stunden eher beiläufig daher. Die spannende und sehenswerte Abenteuer-Reise überwiegt und die ist bis in die Nebenfiguren ausgearbeitet – wie das Rumpelstielzchen in der Kneipe, das jedesmal eine Kreischarie anstimmt, wenn sein Name genannt wird.