Regisseur Peter P. Pachl, ein Wagnerianer mit besonderer Vorliebe für den verkannten Sohn Siegfried, inszenierte vorsichtiges Spektakel. Immer auf Sichtweite zur traditionellen Oper bleibend lenkt er das große Ensemble mit Johann Winzer, Gertrud Demmler-Schwab und Jens Müller an der Spitze mit gebauschtem Kostüm durch die Manege, schickt einen Hund und ein Fahrrad zur Belebung ins Gefecht und sperrt die ganze Dekadenz schließlich in den Käfig. Da muss dann Richard zum begütigenden Schlusswort nochmal selber ran. Ganz und gar Erlöser nach all der juchzenden Verwirrung.
In der Musik steckt mehr als in der Szene. Man darf teilhaben an der Sehnsucht des jungen Meisters nach Orientierung, kann schmunzeln über seine kompositorischen Ergebenheits-Adressen an die für ihn unerreichbare Eleganz der „französischen Oper“ und hört doch immer wieder schon den wahren Richard durchbrechen. Wie er die Sänger selbst in harmlosesten Szenen dazu verführt, die Melodien mit dem Klammergriff der Dramatik anzuspringen, im Salon kleine Helden-Gesänge anzettelt und das große Gefühl plakatiert – das hat Erkenntnis-Wert. Zumal Franz Killer auch als souveräner Schlachten-Lenker das feine Lächeln für Traum und Trauma des jungen Gesamtkunstwerkers nicht vergisst.
Nach knapp drei Stunden mit deutlich bremsenden Original-Dialogen gab es großen Jubel. Im „Circus Wagner“ greifen nun auch Jazzer, Satiriker und DJs nach dem Opern-Titan. Er wird es entspannt überstehen – diese Aufführung hat ihn etwas menschlicher gemacht.