Ein Foliant knallt aus dem Himmel auf die Bühne. Mönche in dunklen Kutten umkreisen den geschlossenen Band, kriechen, robben ängstlich und ehrfürchtig um ihn herum. Ob es das „Buch der Bücher“ ist, bleibt offen, doch es muss etwas Magisches sein, so wie ein einzelner Mönch, von Benel umgeben, vorsichtig einige Seiten umblättert. Dieses altehrwürdige Buch ist fast der einzige direkte Bezug zu Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“, nach dem Dan Pelleg und Marko E. Weigert im Theater Görlitz ihren neuen Ballettabend gestaltet haben.
Es gibt keinen William von Baskerville und seinen Schüler, keinen Bücherkrimi, auch (fast) keine Liebesgeschichte. Sondern es geht um Macht und Beherrschung, Glaube und Zweifel, Widersetzung und Befreiung. Dazu hat das Choreographen-Duo Musiken vor allem aus dem 12. bis 15. Jahrhundert ausgewählt, Madrigale von Carlo Gesualdo, aber auch Mozart und Bach. Und zunächst beherrschen die Männer in den dunklen Kutten die fast leere Bühne mit nur einigen Stelen an der Seite (Bühne: Britta Bremer). Doch dann mischen sich vorsichtig Figuren in Weiß ins Spiel, Männer und Freuen gleichermaßen in knielangen Hemden, die sich und die Welt erkunden, mit Pirouetten, aber auch eckigen Bewegungen mit angezogenen Knien.