Das alles wird in Hof in einer betont lockeren, Vor- und Rückblenden einschließenden gelungenen und kurzweiligen (Musik-)Dramaturgie aufgerollt, die immer wieder bis in die Kindheit zurückgeht. Ein bewusst grob zusammengezimmertes (halbes) Zirkuszelt (Bühne und Kostüme: Annette Mahlendorf) dient als Drehbühnen-Schauplatz mit offenen Verwandlungen. Die Kostüme sind historisch genau, ein bisschen Ballett gibt es auch. Aber erst nach der Pause bekommen Handlung wie Musik Tiefgang, werden die Schattenseiten des einzigartigen, auch medien- und breitenwirksamen Phänomens Houdini, das sogar – wenngleich mit wenig Erfolg – in Stummfilmen mitwirkte, facettenreich beleuchtet. Dennoch krankt das ganze Projekt ein wenig an einer fehlenden Vision und allzu glattem, sauberem Handwerk. Dass man den überzeugenden Chris Murray in der Titelrolle mit abstehender Haarwolle fast wie eine Karikatur aussehen ließ, sich kaum an den zahlreichen, aussagekräftigen historischen Quellen orientierte und auch die Entfesselungs-Tricks nicht immer mit theatralischer Überzeugungskraft zu vermitteln wusste (obwohl Murray sogar kopfüber hängend singen musste), heißt bei diesem Thema Entscheidendes zu verschenken.
Die durchweg überzeugenden Sängerdarsteller, darunter Cornelia Löhr als Bess Houdini, Christian Venzke als Harrys Bruder Dash oder die Ensemble-Mitglieder Stefanie Rhaue als in jeder Hinsicht attraktive Madame Charmian, Medium und Wahrsagerin, die Houdini verführen will, oder Karsten Jesgarz als Vater Samuel Weiss hatten in James Edward Lyons einen etwas bieder erzählenden Regisseur, der mit der Dialog-Regie mehr Glück hatte als bei der Inszenierung der Gesangsnummern. Kenneth Dureyea war dagegen ein kompetenter musikalischer Leiter, der die Hofer Symphoniker mit ebenso leichter wie sicherer Hand führte.