Das Lutherjahr naht mit Riesenschritten. Das müssen auch die Theater abfeiern. Forte oder von Düffel? Schon 2013 hat Rudolf Herfurtner die Geschichte der Magdalena Reinprecht als Roman veröffentlicht. Er erzählt von einem jungen Mädchen aus der Zeit der Reformation, deren sechsjähriger Bruder Wenzel schwer verletzt ein Bergunglück, bei dem der Vater umkommt, überlebt. Aber statt einen Medicus herbei zu holen, entscheidet sich die Mutter für einen Ablassbrief des Predigers Tetzel. Wenzel stirbt und auch die Mutter darbt vor sich hin, so dass Magdalena zu ihrer Tante nach Wittenberg kommt, die ihrerseits als Hexe verschrien ist. Eingebunden in diese Geschichte ist wiederum eine Kriminalhandlung, in der Vigo als der brutal Agierende, der dann zum Folterer der Inquisition mutiert, und von Rasso, der Vigo folgen muss und doch in den Begegnungen mit Magdalena eigene Wege geht. In Wittenberg trifft sie Veit, den Theologiestudenten, Sohn des Bergdirektors im heimischen Jüterborg, der Magdalena Schreiben und Lesen lehrt und ein glühender Anhänger Luthers ist.
Einfühlsam führt Herfurtner die Widersprüche eines Jahrhunderts vor, die gar nicht so weit weg von unserer Zeit sind. Und er erzählt sehr unterhaltsam, ohne Holzhammer, eine in eine überwunden scheinende geschichtliche Formation eingewobene Kriminalgeschichte. Da Herfurtner aus bitterer Erfahrung nur noch Stücke schreibt, wenn er Aufträge bekommt, ist das Verdienst der SchauBurg München nicht hoch genug anzurechnen, den Autor zu einer Bearbeitung seines Romans aus der Lutherzeit, „Magdalena Himmelsstürmerin“, für das Theater zu bitten, denn Sujet wie Form sind für jedes Theater eine Herausforderung – und das nicht nur wegen der großen Besetzung.