Selten wirken Instrumentalisten in schauspielerischer Funktion auf der Bühne wirklich authentisch, aber in Albert Langs Inszenierung gelingt es. Ohne jede Theatralik stellen sie die kollektiv über den Hergang des Mordes mutmaßende Dorfbevölkerung dar und bewegen sich ebenso natürlich durch den Raum wie die Darsteller der Hauptberichterstatter Wieser (Niklas Bardeli) und Fro (Stephan Wolf-Schönburg). Konrad selbst ist da, indem er nicht da ist: Zum einen in der elektronisch zugespielten Stimme in den dunkeln, metallisch-rhythmischen Intermezzi, welche die sieben Teile des Musiktheaters teilen; zum anderen in der ständig um ihn kreisenden konjunktivischen Sprache. So wirkt Wieser in Momenten, in denen er von Konrads Verzweiflung über die Unmöglichkeit seine Studie niederzuschreiben berichtet, als wären sein Geist und Körper von diesem regelrecht besessen. Allein am immer wieder scheiternden Versuch, eine Pflanze einzutopfen, ist die Natur dieser Unfähigkeit förmlich abzulesen: Nervös, fahrig, unter krampfhafter Anspannung und im ständigen Wissen um das notwendige oder, wie Bernhard sagen würde, naturgemäße Scheitern.
Mit Dehnung, Raffung, Verzerrung und Entstellung bekannter Musik wie Schuberts Quartett „Der Tod und das Mädchen“ und seinem Streichquintett in C-Dur, manipuliert Oehring bewusst und effektvoll die Gefühlswelt seines Publikums und lässt es das ungeheuerliche, abgründige Ausdruckspotential des Verstummens spüren. Die melodramatische Schichtung von erschütternden Zitaten Konrads über eine höllische Kindheit, die in die immer wiederkehrende Formel „alles sei gegen die Niederschrift“ münden, vermitteln in sublimierter Weise eine traurige Ahnung von dessen tiefer innerer Not, die ihn zum Mörder werden ließ. Wie eine Gnade wirkt der Schluss, wenn nach dem Einblick in diese Abgründe das Streichquintett über ein leises, sirenenartig glissandierendes Heulen Bachs Choral „Komm süßer Tod, komm selige Ruh’“ vierstimmig, in einem dem Stillstand nahen Tempo intoniert.