Unheimlich anmutende Glissandi, düsterer Percussion-Donner, bebendes Tremolo in den Streichern, schrille Disharmonien. Dazu menschliche Stimmen in allen Klangfarben – singend und rezitierend, flüsternd und kreischend. Aufflackernde Bilder von Totenköpfen, Tierkadavern, riesigen Insekten oder einem Blut weinenden Autor: Das Mainfranken Theater im Würzburg lässt jetzt die düstersten Albträume wahr werden im Stile einer schwarzen Romantik. In einer Auftragsarbeit des unterfränkischen Theaters hatte sich der Düsseldorfer Komponist Gerhard Stäbler von der Kurzgeschichte „Die Farbe aus dem All“ des Fantasy- und Horrorautors Howard Phillips Lovecraft zu einem abendfüllenden Musiktheater inspirieren lassen. Eine zeitgenössische Komposition, die herkömmliche Grenzen überschreitet und Gänsehaut kreiert, wie es sonst nur die gruseligsten Horrorfilme schaffen.
Das Libretto stammt aus der Feder des Würzburger Intendanten Hermann Schneider, er zeichnet auch für die szenische Einrichtung verantwortlich. Schneider lässt die Darsteller bewusst statisch, fast konzertant auftreten, lenkt damit den Fokus weg von Charakteren hin zu erschreckender Allgemeingültigkeit. Trotzdem sorgen Falko Herolds Bühnenbild und seine Videoeinspielungen für ständige Bewegung: Das Publikum blickt auf ein Bild der Verwüstung, aus dem die Bühne dominierenden Meteoritenkrater leuchten nebelig-wabernde Farben. Die Filmeinspielungen projektiert Herold auf durchscheinende Vorhänge, bewirkt fast dreidimensionale Effekte. Verstärkt wird dieser Eindruck durch klangliche Dreidimensionalität. Das Orchester sitzt klassisch im Graben, Schlagzeug und Chor befinden sich jedoch – je nach Licht sichtbar oder nicht – hinter der Bühne.