Bildstark und wortmächtig ist die Sprache, hinreißend schön und anspielungsreich die Bühne von Wilfried Minks: Glaswände stehen herum, deren Transparenz nichts enthüllt, auf Spiegeln spielen Farbreflexionen miteinander, Stofffetzen flattern, kopfüber hängt ein Gemälde vom sprachverwirrenden Bau des babylonischen Turms, als wolle er wie ein Bohrkopf in die Erde dringen – ab und an tanzen endlose Kolonnen von Telefonnummern und binären Codes über die Szenerie. Das Schauspielersextett zappt als spielende Erzählerschar durch die Fragmente der Geschichten, wovon einige sogar im Handygequatsche versteckt sind. So wird zwar erste und dritte in der Bühnen-Welt vereint, aber nichts entwirrt. Schimmelpfennig verknäuelt vielmehr die roten Fäden, springt dabei rasant zwischen grotesk verformten Mythen, recherchierten Fakten, Prophezeiung, persönlichen Erfahrungen, antiker Tragödie und postdramatischem Theater hin und her wie über die Abgründe weg, ohne einen Sog zu höherer Klarheit zu entwickeln. Dieses vielfach an sich selbst gespiegelte Kopftheater macht nicht wacher, denkbereiter, problembewusster. Aber resignierter. So funktionieren die Schlussworte als sarkastischer Kommentar angesichts des apokalyptischen Aufeinanderprallens von Kostenträgern und Nutznießern des westliche Lebensstils: „Was machen wir?“ „Machen wir weiter!“