Journalisten und die öffentliche Meinung betrachten die Werbefuzzis als knetbare Masse. „Wir gestalten Deutschland“, sagen sie sich – egal ob es dabei um eine Aids-Kampagne geht oder um den Einfluss auf eine Talkshow, an der man insgeheim beteiligt ist. Nur „Rüstungsindustrie mach’ ich nicht“, sagt einer von ihnen, „Tabak ja“. Ein Restposten an moralischer Verantwortung ist also doch noch vorhanden. Das Quintett der Agentur „Mover und Shaker und Partner“ ist besetzt mit lauter Hipstern, die klobige Brillen tragen, mit extrem künstlich wirkenden Perücken ausstaffiert sind und in eng anliegenden Ganzkörpercondomen stecken, die halb Sportdress sein können, halb Comic-Outfit (Kostüme: Ute Lindenberg). Sie veranstalten „Meetings“, treffen sich zur Steigerung der Kreativität in der „Chillzone“, sondern schillernde Sprechblasen ab, und wenn sie besonders sportiv durch das vom Bühnenbildner Florian Etti entworfene Büroturm-Klettergerüst turnen, leuchten bunte Streifen an ihren Kostümen, so dass sie wie Piktogramme auf einer dreidimensionalen Excel-Tabelle aussehen.
Optisch macht der Abend also viel her. Akustisch auch, weil der Perkussionist und DJ Hans Platzgumer für perfekt wummernde Beats sorgt. Einen Schönheitsfehler hat die Produktion trotzdem: Andreas Grothgar, Dascha Trautwein, Klaus Rodewald, Sven Prietz und Sabine Fürst sind als Darsteller zwar mit vielen Wassern gewaschen, hier jedoch dürfen sie keine Charaktere spielen, sondern nur Charakterschablonen. Insofern ist „Die Welt von hinten wie von vorne“ leider weit von den deutlich besser gelungenen Stücken Felicia Zellers entfernt.
Weitere Termine: 13. Oktober 2013 – 18:30 Uhr, 29. Oktober 2013 – 19:30 Uh, 30. Oktober 2013 – 20:00 Uhr, 17. November 2013 – 20:00 Uhr