Die griffige, witzige aber auch berühmte Sätze aus der romantischen Fassung einbeziehende Übersetzung stammt von Rainer Iwersen, einem der Mitgründer der Bremer Shakespeare Company. Wie diese Gruppe inszeniert auch Greb Shakespeare aus dem Geist des Volkstheaters heraus, derb, grell, unterhaltsam. Richard III. wird von einer Frau gespielt, Marissa Möller, die mit Wuschelhaaren und keckem Blick erst ziemlich knuffig aussieht. Auch wenn sie behauptet, furchtbar böse zu sein. Wer in der ersten Reihe sitzt, darf ihre Bauchmuskeln anfassen. Die Hose ist etwas zu weit, wie bei einem Clown, manchmal haut sie eine kleine Steppeinlage raus. Dieser Richard ist ein Entertainer und Performancekünstler. Die Morde wirken lange wie pure Spielerei.
Langsam lässt Marissa Möller ihren Richard in den Wahnsinn gleiten, bis sie einsam auf der Bühne zurück bleibt. Die Gesten und Tricks funktionieren nicht mehr, weil alle weggemordet oder geflohen sind, die sich noch manipulieren ließen. Richard stirbt und steht wieder auf, als Richmond, sein Nachfolger auf dem Thron. Schon wieder blitzt die Mordlust im Auge, die Geschichte beginnt von vorn.
Bei aller komödiantischen Überzeichnung finden die rauschhaft rollenwechselnden Schauspieler immer wieder Momente des Gefühls, des Erstaunens und Entsetzens, Inseln der Wahrhaftigkeit im Wahnwitz. Die politische Aussagekraft und Dringlichkeit von Ulrich Grebs voriger Inszenierung – Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ – erreicht diese Aufführung allerdings nicht. Dafür begeistern das tolle Ensemble und der muskelbepackte und hart schuftende Bühnentechniker Klaus.