Für die Realisierung dieses Projektes hat sich das Theater im Marienbad, das sich ständig neu erfindet, auch auf lokale Bezüge eingelassen. Nicht nur die Autorin ist gebürtige Freiburgerin, sondern auch der Regisseur Matthias Kaschig und die Bühnenbildnerin Vera Knab sind in dieser Stadt aufgewachsen. Als Gäste holen sie aus dem Ensemble, das über Jahre hinweg miteinander vertraut ist, ganz neue Töne und Spielweisen heraus.
Statt eines üppigen Waldes hat Knab einen Kunstraum geschaffen, in dem schwarze Plastikstreifen dominieren. Sie füllen nicht nur den ganzen Boden, sondern hängen auch von oben herab. Ansonsten bestimmen unterschiedliche Podeste in den Farben rot und hellgrün den Raum. In der Mitte der Bühne steht eine Kombigarnitur aus Tisch und Bänken, auch in rot. Der Raum macht deutlich, dass hier keine naturalistische Spielweise intendiert ist.
Kaschig entwickelt in seiner genauen Personenregie für Rosa (Daniela Mohr), Blanca (Nadine Werner) und Mutter (Kirsten Trustaedt-Kümmel) eine surreale Spielweise, die deren Konflikte ernst nimmt. Ihre Haltungen werden so zugespitzt, dass hinter der Tragik auch die Komik sichtbar wird. Für die mythologische Ebene der Märchenfiguren überführt er den Surrealismus in pure Theatralität, die aber nicht nur Behauptung bleibt, sondern durch genaue Rollenführung geerdet wird. Was Renate Obermaier als Taube, Dietmar Kohn als Lamm, Christoph Müller als Hase, Dominik Knapp als Reh, das auch noch am Schlagzeug agiert, Heinzl Spagl als Bär und als besondere Kabinettnummer Hubertus Fehrenbacher als Zwerg an fein ziselierter Gestik mit genauem Timing vorführen, ist ein Hohelied auf dieses Ensemble. Kaschig, der genau in die Sprache des Textes hinein zu hören vermag und über ein genaues Rhythmusgefühl verfügt, hat dieses Ensemble herausgefordert und es hat diese Herausforderung bestanden, wie der überwältigende Premierenbeifall des Publikums verdeutlichte. Ein wunderbares Stück für Jugendliche.