Mit funkelndem Instrumental-Kolorit zünden Martin Hannus (musikalische Leitung) und die Badische Philharmonie die Ouvertüre zum musikantischen Feuerwerk. Im langen, aber kurzweiligen ersten Akt lösen die von rauschenden Chören begleiteten Auftritte der Protagonisten anmutige Reigen und Kinderchöre in ländlicher Idylle ab. Hier haben die Ohrwurm-Melodien und Walzerlieder ihren Platz. Darunter „Grüß mir die süßen, die reizenden Frauen im schönen Wien“, womit sich Tassilo (Bernhard Hirtreiter in der Premieren-Besetzung) einführt und seine tenoral gehärtete Stimme glanzvoll vorstellt. Oder, ebenfalls zuerst von ihm intoniert, das schwermütige „Komm Zigan, spiel mir was vor“, in das vollmundig der von Manja (Marie-Kristin Schäfer in der Premiere) angeführte Chor der Zigeuner und Bauern einstimmt. Auch der buffoneske Zsupán (Premiere-Besetzung Ben-jamin-Edouard Savoie) kann mit seinem Lied „Komm mit nach Varazdin“ begeistern. Freilich beherrscht bald Tatiana Larina (in der Premiere) als Gräfin Mariza mit durchschlagender Bühnenpräsenz die Szene: Launisch und lebensfroh, umschwärmt von notorischen Verehrern wie Fürst Populescu (Klaus Geber macht bella figura als Frack- und Ordensträger), betört die elegant gekleidete Sopranistin ihre Umgebung mit klangschönem Timbre, so dass man gern verzeiht, wenn ihre auf dem Verlobungsfest gesungenen Texte nur selten verständlich sind.
Im zweiten Akt folgt nach optimistischem Zsupán-Lisa-Duett (mit Franziska Tiedtke) „Ich möchte träumen von Dir“ und dem originell in die Cabaret-Szene eingefügten, feurig-wilden Zigeuner-Tanz (Choreographie James Sutherland), der das übliche Operetten-Gehopse in seinen Schatten stellt, der tragische Scheinschluss: Die Liebenden (Mariza und Tassilo) finden (noch) nicht zueinander, „gebrochene Herzen fliegen nur so in der Luft herum“. Im letzten Akt haben vor dem glücklichen Liebesfinale ziemlich überflüssig wirkende Komiker das Wort – die damenhaft-altmodische Fürstin Bozena (Lilian Huynen), die Tassilo großzügig aus seinen Geldnöten befreit, und ihr mit Klassiker-Zitaten um sich werfender Hofnarren-Begleiter Penizek (Holger Teßmann). Sonderapplaus verdient sich die vierköpfige balkanesische Bühnenmusik, die (in der Premiere) von Teufelsgeiger Attila Barta brillant angeführt wird und den champagnerlaunigen Silvesterabend im Pforzheimer Stadttheater durchgehend mit stimmungsvoller Melancholie grundiert.