Auf einem gewaltigen Schreibtisch ist jede Menge technisches Gerät angeordnet. Dahinter befinden sich drei Leinwände. Davor sitzt das Publikum. Ein Mächtiger arbeitet an einer Rede, mit der er einmal mehr das „Volk“ vereinnahmen will. Der brillante Olaf Haye spielt sich permanent vom Band Applaus zu, bespiegelt sich in Projektionen, sieht sich selbstverliebt zu, wirkt gefährlich, verdorben, aber durchaus menschlich und charmant. Maurizio Kagels „Tribun“ von 1979 ist taufrisch, seine saftig-sarkastischen Pointen knallen wie ehedem („Ich habe euch befreit vom freiheitlichen Frieden.“), schlüssig konterkariert durch „zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen“, vorsätzlich abgestürzte Prunkunterhaltungsstückchen, die die dreißig minütige Performance klingend strukturieren.
Regisseur Markus Höller lässt bei beiden Stücken die historische Distanz zu, vermeidet krampfhafte Aktualisierungen, strukturiert und rhythmisiert dezent und verlässt sich auf dramatische Kraft und Schönheit von Text und Musik. So stellt sich zwingend die Frage nach der geringen Spielplanpräsenz von Nono und Kagel.
Den Abschluss des Tryptichons bildet „Coming Together“, eine konzertant aufgeführte Kantate des 1938 geborenen Amerikaners Frederic Rzewski, aggressive Minimal Music für Sprecher und Kammerorchester mit ungewöhnlichen Klangreibungen, etwa zwischen Kontrafagott und Marimbaphon. Textvorlage ist ein Brief des Häftlings Sam Melville, der 1971 bei gewaltlosen Protesten gegen Haftbedingungen erschossen wurde. Der Text wird fragmentiert in vielfachen Wiederholungen wieder gegeben. Die komplexen musikalischen Abläufe werden von der Dirigentin Eva Caspari und dem Sprecher Gregor Henze hervorragend organisiert. Die dramaturgische Linie zu den anderen Stücken erschließt sich, die inhaltliche Qualität des Werkes kaum.