Live saß ein famoses Darstellerquartett auf Drehstühlen um einen Berg Akten, während Betriebsprüferin Fatma Tabak (Naima Laube) durch den Raum irrlichterte. Jetzt wird sie in Standbilder gezwängt und wirkt durch brachiales Anstrahlen mit blauem Licht wie ein Zombie. Die Akten der Bühnenmitte fehlen im Video, dafür tragen fast alle Mitwirkenden mal eine virenfängerische Mund-und-Nasen-Maske. Die intime Spielsituation ist entsprechend aufgelöst. Wie aufeinander reagiert, miteinander agiert wird, die gesamte Gruppenpsychologie vermittelt sich kaum noch, da vor allem auf eine Aneinanderreihung von Nahaufnahmen direkt in die Kamera sprechender Figuren gesetzt und ihnen so der Körper genommen wird. Zudem ist meist auch noch jedweder mimische Ausdruck weggeleuchtet. Warum viele Aufnahmen derart grell überbelichtet sind, vermittelt sich genauso wenig wie der Sinn der Unschärfe vieler Bilder und all der Spiegelungen in den Brillengläsern. Sollten Kameraführung und Lichtsetzung bewusst unprofessionell wirken, ist das vollends gelungen. Nur selten gibt es mit den Figuren im Raum arbeitende Einstellungen. Dafür alberne Gags wie das Kippen der Bildachse um 90 Grad. Ebenso wahllos der Einsatz von Aufnahmen aus der Vogelperspektive. Expressionistisch funktioniert immerhin eine weitwinkelig verzerrte Nahaufnahme während der Panikattacke von Reiner Lös (Tobias Beyer). Obwohl per Mikroport aufgenommen, ist die Tonspur betont amateurhaft gemixt. Mal kommt eine Stimme zu laut, mal zu leise daher, mal schwankt sie während eines Monologs.
Gelungen immerhin die Zwischenschnitte mit Abteilungsleiterin Nele Neuer (Gertrud Kohl), die in einem Nebenraum in sich zusammensinkt oder mit Musik auf den Ohren abreagiert. Herausragend erneut Saskia Petzolds Darstellung der Bea, kühn trotzig, traurig bockig, aufdringlich besserwisserisch, herrlich resolut, schmerzhaft verbiestert und schwarzhumorig. Hinreißend als früh vergreistes Nesthäkchen ist auch im Video Elfi Nanzen (Larissa Semke) zu erleben, Heldin des „qualifizierten Durchwinkens“ von Steuererklärungen.
Insgesamt überzeugen nur Zellers Text und die Schauspieler. Besser als ein statischer Generalprobenmitschnitt ist das schon, aber eben leider keine filmisch schlüssige, handwerklich saubere Produktion.