Beate Kiupel, Meike Meiners, Nele Larsen, Markus Gillich und Erkki Hopf in „Offline för een Avend“.

Amüsante Missgeschicke

Sönke Andresen: Offline för een Avend

Theater:Ohnsorg-Theater, Premiere:22.08.2021 (UA)Regie:Murat Yeginer

Allerorten außergewöhnliche Saisonstarts: Im Hamburger Ohnsorg Theater sind nach diesen langen Auszeiten berührende Wiedersehensmomente vor und im Theater zu beobachten. Intendant Michael Lang entert mit einem Zollstock als Erster die Bühne und erinnert witzig hantierend an die entnervenden, aber unbedingt einzuhaltenden Abstandsregeln, die eine Produktion im Entstehen behindern (können). Der im Publikum geltenden 3-G-Regel setzt er die 3-K-Regel der Bühne entgegen: kämpfen, kuscheln, knutschen – all geiht wedder (alles geht wieder)!

Fast alles. Ein Handy macht gemäß der Handlung eine Ausnahme: „Offline för een Avend“ ist der Chef eines Möbelmarkts. Unfreiwillig, versteht sich. Denn das Mobiltelefon mussten zwei Mitarbeiterinnen quasi konfiszieren, nachdem sie ihm aus Versehen ein anzügliches Video zuschickten. Um Abmahnung, Kündigung oder Schlimmeres zu vermeiden, verhindern sie nun mit allen Mitteln, dass er sein Handy samt Irrläufer-Nachricht wieder in die Finger kriegt.

So die Ausgangssituation im jüngsten Stück des Autors Sönke Andresen. Damit hat er zugleich eine breite Palette an möglichen Missgeschicken angelegt: Ungeahnte Hindernisse, peinliche Begegnungen und verwirrende Situationen ergeben sich am laufenden Band. Erkki Hopf verkörpert den Firmenchef gewohnt souverän: Der Unsympath ist eigentlich ein Schwächling, der sich schließlich mutig outet. Etwas weniger Klischees – YMCA-Handy-Klingelton, Kalender mit halbnackten Männern, erklärtes Muttersöhnchen – hätten es bei der Figur dieses schwulen Chefs auch getan.

Die beiden Chaos-Verursacherinnen ergänzen sich bestens: Beate Kiupel als energische Kassiererin, Meike Meiners als zögerliche Verkäuferin im dänischen Möbelmarkt mit dem Firmenlogo „ahoy!“, das nicht zufällig Ähnlichkeiten mit einem schwedischen Konkurrenten hat. Ergänzt wird die Crew von einer jungen Dänin (Nele Larsen), die sich Hoffnungen auf eine Heirat mit dem Chef macht, und dem Ex-Ehemann (Markus Gillich) der Kassiererin, der anlässlich der Feier zum Firmenjubiläum für die Kunden vom Lagerarbeiter zum Meerjungmann mutieren muss. In seinem grellen Outfit, einem schwankenden Gang dank hochhackiger Schuhe und der grünen Perücke ist er der Running Gag des Abends.

Andresen, Jahrgang 1977, bringt mit dem „Offline“-Abend seine dritte Komödie auf die populäre plattdeutsche Bühne. Regie führte einmal mehr der Oberspielleiter des Hauses, Murat Yeginer. Der Schauspieler und Regisseur übernimmt zusätzlich eine Rolle aus dem Off: Als Ibrahim radebrecht er vom „Info-Point“ die absurdesten Durchsagen in getürktem Deutsch.

Autor und Regisseur legen Sprachwitz und Tempo vor, dem die Körpersprache der Darsteller indes nicht immer folgt, die (gehaltenen) Gesten scheinen den Fortgang der Handlung hin und wieder auszubremsen. So ist der Abend nicht durchgängig ein großes Ganzes, aber allemal ein ganz Amüsantes.