Sie schenkt der narzisstischen Frau die nötige Präsenz und erinnert dabei sehr an die großartige Ingrid Bergman, die Mutter-Darstellerin aus dem Film, schält aber auch von Anfang an das lachhaft Kindische heraus, das sich in Charlotte verbirgt. Ihr Verhalten ist in genau dem Maße überspitzt, in dem sie es ihrer Tochter vorwirft. Auch darum geht es: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Nicht nur Helena, auch Eva ist infolge der Kindheit und Erfahrung ein wenig irre, Fritzi Haberlandt verleiht ihr mit ihrer so eigenwilligen wie einnehmenden Spielart auch ein wohldosiertes Maß an trauriger Verrücktheit, und Andreas Leupold als Viktor und Natalia Belitski als Helena zeigen sich als eindringliche, gruselige Nebenspieler. Alle Figuren hat der Regisseur Jan Bosse für die Horrorfolie mal sachte, mal energisch überformt, er schenkt der Geschichte dadurch die nötige theatrale Kraft, die sie auf der großen Bühne braucht. Die Inszenierung gewinnt außerdem dadurch, dass sie sprachlich an den entscheidenden Stellen der Vorlage vertraut.
Hier geht es nicht, wie im Film, vordergründig um die mangelnde Fähigkeit zu lieben, von der Eva ihrer Mutter vorwirft, sie ihr vererbt zu haben. Der tote Sohn Evas – hier immer wieder als lebendiger kleiner Junge zu sehen –, die kranke Helena, der frustierte Ehemann, sie schleichen, ja spuken durch das labyrinthische Haus, lauern und lauschen geräuschlos. Sie machen die Schäden des Vergangenen sichtbar. So ist dieses Haus voller Geister der Vergangenheit, die ausgetrieben werden müssen – hier wird nicht aufgearbeitet, hier wird ein Exorzismus durchgeführt. Auch wenn das merkwürdige Verhalten von allen Anwesenden zunächst noch komisch ist, das Skurrile kann den Schrecken nicht zerstreuen. Im Gegenteil: Während im Film eine Erleichterung einsetzt, wenn Mutter und Tochter endlich offen miteinander reden, ist hier von Anfang bis Ende ein Grauen präsent – vielmehr noch: das Unbehagen steigt beharrlich.