„Pulcinella“ ist untertitelt als ‚Educationsprojekt‘. Also sollen im Idealfall alle etwas lernen. Die Kinder lernen den Theaterbetrieb kennen, die Zuschauer – bei der Premiere natürlich hauptsächlich Eltern, Geschwister und sonstige Verwandtschaft – staunt über die kreativen Potenziale der Kinder und freut sich daran. Aber auch der neutrale Beobachter lernt, vor allem zweierlei. Kinder brauchen keinesfalls, wie so oft behauptet wird, narrative Strukturen. Die Schüler greifen Partikel aus Strawinskys Handlungsballett heraus und kombinieren diese mit ihrer Idee vom Klischee „Oper“ und eigenen Assoziationen zu umwerfend sinnlichen Miniaturen. Und Kirsten Uttendorf fasst all diese Angebote zusammen und bietet den kurzen Abend sehr ernsthaft als einziges, fließendes Bewegungsmuster dar. Man weiß nicht immer genau, was gemeint ist, bleibt aber dabei, hat durchgängig Spaß, wird immer wieder angerührt.
Das zweite: Vernetzung in die ganz ‚normale‘ Stadt hinein ist wichtig und offenbar, auch und besonders im Stadttheater, möglich. Berthold Schneider, hier selber auch Produktionsdramaturg, hat schon mit dem mitreißenden Start des Projektes Sound of the City gezeigt, dass es ihm ein Anliegen ist, die kreativen Potenziale der Stadt auf seine Musiktheaterbühne zu holen und geht diesen Weg konsequent weiter. „Pulcinella“ wurde initiiert von der Wuppertaler Musikerin Gunda Gottschalk und dem Sinfonieorchester. An der Inszenierung beteiligten sich neben Lehrern Tänzer vom Tanztheater Pina Bausch und mehrere Künstler aus Wuppertals freier Szene wie der Regisseur Jakob Fedler oder die Malerin Andrea Raak. Ein schönes Projekt für die Stadt, ein starker Impuls für Stadttheaterarbeit!