Tobias Kratzer

Tobias Kratzer wird Intendant der Hamburgischen Staatsoper

Der 42-jährige Tobias Kratzer wird neuer Intendant der Hamburgischen Staatsoper. Damit wird das Haus errstmals nach langer Zeit von jemandem geleitet, der sich in allererster Linie als Regisseur versteht.

Tobias Kratzer ist zweifelsfrei einer der wesentlichen Musiktheaterregisseure unserer Zeit. In seiner Arbeit verbinden sich interpretatorischer Wagemut und ungewöhnlicher, oft experimenteller Einsatz vielfältigster Theatermittel mit großen handwerklichen Fähigkeiten, zumal in der Personenführung. Bedeutende Inszenierungen von Tobias Kratzer in den letzten Jahren sind sicher der „Tannhäuser“ in Bayreuth, Rossinis „Guillaume Tell“ in Lyon (beide 2019) und „Vasco da Gama – L’Africaine“ von Meyerbeer 2018 an der Oper Frankfurt. Kratzer arbeitet grundsätzlich mit Rainer Sellmaier (Ausstattung) und Manuel Braun (Video) zusammen. Zuletzt erarbeitete das Team Puccinis „Trittico“ in Brüssel und Rossinis „gazza ladra“ am Theater an der Wien.

Tobias Kratzer hat noch nie ein Opernhaus geleitet. Laut Hamburgs Kultursenator, dem Präsident des Deutschen Bühnenvereins Carsten Brosda, hat Kratzer die Findungskommission mit einem „klaren und ambitionierten Zukunftsentwurf für die Oper überzeugt.“ Er selber sagt: „Nach mehr als 15 Jahren als freischaffender Regisseur finde ich es an der Zeit, meine Erfahrungen im deutschen und internationalen Opernbetrieb in den Dienst eines Hauses zu stellen, um so nicht nur die Rezeption einzelner Werke, sondern die Gattung und Institution Oper als Ganzes einen Schritt weiter in die Zukunft zu bringen.“ Kratzer will „kontinuierlich an der Hamburgischen Staatsoper inszenieren und die musikalische wie szenische Spielkultur des Hauses in den kommenden Jahren mit prägen.“

Es wird spannend sein, zu verfolgen, ob es einem künstlerisch denkenden Intendanten gelingen kann, dieses traditionelle Haus, das einst tatsächlich internationale Geltung besaß, neu zu beleben. Barrie Kosky, dem letzten Regie führenden Intendanten an einem großen deutschen Opernhaus, ist genau das an der Komischen Oper Berlin unstrittig gelungen. Das macht Hoffnung!