Cover von Woods of Birnam: „Macbeth“, Hook Music

CD: Woods of Birnam: „Macbeth“

Die Fußballhymne „It’s coming home…“ fällt einem ein: „Woods of Birnam“ vertonen „Macbeth“. Seit 2011 gibt es die Band, seit 2013, seit dem Dresdner „Hamlet“ steht das Quartett immer mal wieder auf der Theaterbühne. Und beschäftigt sich jetzt endlich theatralisch mit dem Stück, dem es seinen Namen entnommen hat. Über zwei Jahre geplant und mehrfach verschoben, feierte „Macbeth“ am 10. September endlich Premiere am Staatsschauspiel Dresden. Regie: Hauptdarsteller und Band-Frontman Christian Friedel. Die Inszenierung ist ein großes Spektakel, hört und liest man. Das glaubt man sofort, wenn man die einen Tag davor erschienene CD anhört.

Natürlich ist dieser „Macbeth“ ein Pop-Album auf der Höhe der Zeit, toll gemischt, dominiert von Gitarren- und Electro-Sounds. Aber es klingt schon auch nach Schottland. Nicht, dass „Woods of Birnam“ viele folkloristische Elemente verwenden, nur in „Worthy Gentleman’s Canon“ spielen sie dezent ohrenschmeichlerisch damit. Aber der Shakespeare-Soundtrack „Woods“ und des großartigen Pianisten Onno Dreier (Hören Sie in Track 8, „All Hail, Macbeth“, wie weh einzelne Klaviertasten tun können!) vermittelt plastisch die Vorstellung von Chaos – und vor allem von Nebel. Und das passt bekanntlich durchaus trefflich zu Schottland und zu „Macbeth“.

Was natürlich nichts über den Theaterabend sagt. Die Musik geht definitiv ins Ohr, mit ihrer Wucht und ihren Varianten. Dazu deklamiert Christian Friedel in mehreren Stücken. Er strukturiert die komplexen Verse gerade des berühmten Monologs aus dem Schlussakt großartig. Wir verstehen alles, die ganze, gewaltige, nihilistische, blockhafte Monstrosität, auch wenn wir auf der Hörbühne keine Figur erleben. Dafür bleibt Friedel hier zu sehr Musiker, formt Phrasen und Gedanken, keine Figur, spricht stets mit derselben Stimme. Und er singt. Einen netten Pop-Song etwa mit dem Text des auf deutschen Bühnen oft gestrichenen Hexenliedes „Double, double toil and trouble“. Der hätte etwas mehr Esprit vertragen können, etwas Ironie, auch im Umgang mit dem musikalischen Schema. Viel schöner: „My lovely boy“ mit dem Text des Sonnet 126, eine sanfte, aber widerständige, geradezu verführerische Ballade, ideal für Friedels so sanften wie abgründigen Gesang. Und der Finalsong „Fear no more“ kann als Hymne gehört werden. Für was auch immer.

Fazit: Die Szene fehlt dem Hörer nicht unbedingt. Der Sound stimmt. Und der Song „My lovely boy“, den Christian Friedel und Gitarrist Philip Makolies geschrieben haben, ist das schöne Gegenteil eines Ohrwurms: Er hakt sich fest, will aber nicht herausgegrölt werden, sondern schön einsickern. Immer wieder. Viel Spaß dabei!

„Macbeth“ von Woods of Birnam ist am 9. September bei Hook Music/Theater der Zeit erschienen und HIER oder im Buch- und Versandhandel erhältlich. Eine weitere Hörprobe, den Finalsong „Fear no more“,  gibt es HIER.