Die argentinische Regisseurin, die auch mit der katalanischen Compagnie La Fura dels Baus arbeitet, versteht es, mit Spannung und Überraschungen der Aufmerksamkeit der Kinder gerecht zu werden. Den Auftritt der blauen Fee (fabelhaft: Rocío Pérez Rodríguez) kündigt ein blaues, geheimnisvoll über die Bühne wehendes Tuch an, die schwarze Fee (Marie Cubaynes) schält sich aus einem schwarzen Müllsack und taucht mitten aus dem Boden des königlichen Palastes auf. Von da an verliert die Bühne alle Farben und auch Dornröschens roter Farbtupfer mündet bald in ein weißes Kleid, ihr Schlafgewandt.
Das Prinzip der Farben und Stoffe zieht sich durch die Geschichte. Für den Palast tauschen die Stoffbahnen ihr Grün in ein Rot und als Dornröschen (Gaëlle Alix) die Alte am Spinnrad trifft und ihr jugendlicher Leichtsinn und ihre Neugier sie doch in den verfluchten Schlaf versetzen, weil sie sich an der Spindel sticht, hängen von der Decke die gewebten Fäden in Grau, in denen sich Dornröschen verheddert und schließlich zu Boden fällt.
Es ist Winter und die Prinzessin muss solange schlafen, bis es Frühling wird, die Farben zurückkehren und der Kuss des Prinzen (Sunggoo Lee) sie ins Leben zurückholt. Märchenhaft und verzaubernd sind das Weinen des Königspaares (Lamia Beuque und David Oller) am Bett ihrer Tochter, die Stille des Winterschlafes, der mit Schneeflocken die Schönheit des Waldes zelebriert, und das Aufwecken der schlafenden, verschneiten Hofgestalten durch die blaue Fee.
Nur manchmal, an einzelnen Stellen, wirkt die Inszenierung plump. Wenn die in Ohnmacht gefallene Schönheit wie eine Leiche über den Bühnenboden gezerrt oder sie wie im Sarg auf ihr Schlafgemach getragen wird. Auch der Videoregen wirkt übertrieben. Vielleicht sind es bloß Kontrapunkte zur märchenhaften Leichtigkeit. Aber die Liebe zwischen dem Prinzen und der Prinzessin mag man den beiden nicht so recht abnehmen.
Die Stars der Produktion bleiben die Natur mit ihrem Zauber und ihren Bewohnern, deren Kostüme (Nidia Tusal) und Stimmen überzeugen.