Angesichts dreier Liebespaare tanzten auch mal Amoretten als Liebespfeile verschießendes Ballet durch die träumerisch blaue Szene – und der berüchtigte „Schnürlregen“ hing als Silberfäden aus herabfahrenden Gießkännchen. Über dieser prallen, rasant ablaufenden Show hatte Regisseur Köpplinger aber nicht versäumt, mit seinen Solisten am ebenso sprudelnd wie pointiert gebotenen Dialog zu arbeiten: Wort-Witz-Ping-Pong. Besonders schön: er hatte die ja verwitwete „Rössl“-Wirtin mit Sigrid Hauser durchaus lebenserfahren „herb“ besetzt, aus dem blond gelockten Münchner Klassik-Helden Michael von Au einen spät pubertären Sigismund mit früher Glatze(!) gemacht, ließ um den feschen Zahlkellner Leopold von Daniel Prohaska auch einen Hauch von „Ewigem-Angestellten-Elend“ wehen und die nach Klostererziehung liebesoffene Ottilie von Iva Mihanovic kontrastierte reizend mit dem lispelnd liebeswütigen Klärchen von Bettina Mönch.
Alle sangen auch beeindruckend gut. Dazu standen mit Hans Teuscher als cholerisch Berlin-fixiertem Trikotagen-Unternehmer Giesecke und dem versponnenen Privatgelehrten Hinzelmann von Wolfgang Kraßnitzer zwei herrliche „alte Herren“ den jungen Leuten und einer Fülle von ironisch überzeichneten Nebenfiguren im Wege. Sie alle, aber auch die im Original vorgesehene Blaskapelle, die (klanglich-räumlich-rhythmisch zu weitab sitzende) Jazz-Band und das Zither-Trio führte Dirigent Michael Brandstätter mit viel Sinn für Kontraste, Tempowechsel und auch mal schwelgerischem Sound. Das „obdachlose“ Gärtnerplatztheater zeigte also schmissig unterhaltsames „Jetzt erst recht Theater!“ im großen Fröttmaninger Zirkuszelt: die Fahrt in den Münchner Norden lohnt – es gibt dort viel mehr als Arena-Fussball!